Housesitting in Spanien

Drei Monate Housesitting in Spanien

In den vergangenen drei Monaten haben wir als Housesitter im ländlichen Spanien gelebt. Am Rande des winzigen Dörfchens Venta Micena, wo im Winter fast jedes Haus leer steht, haben wir auf eine Katze und das Haus eines britischen Pärchens aufgepasst. Schnell haben wir uns in dem fremden Zuhause eingelebt und die folgenden Wochen der Ruhe und der Beständigkeit des Landlebens genossen.

Venta Micena
Venta Micena in der Provinz Granada

In Venta Micena gibt es nichts zu sehen und nichts zu tun. Es gibt keinen Bäcker, kein Kiosk und keinen Zigarettenautomat. Nicht einmal eine alte Oma, die morgens ihre Wäsche nach draußen hängt. Wer mit dem Auto durch das Dorf fährt, muss nur kurz blinzeln, um die Handvoll Häuser zu verpassen, die auf einmal die schmale Straße säumen. An den meisten Tagen wirkt der Ort wie ausgestorben – und bei nur sechs Einwohnern (inklusive uns beiden) ist er das wohl irgendwie auch.

Genau wegen dieser Einsamkeit haben wir uns hier als Housesitter beworben. Nach mehr als einem Jahr in Asien, wo wir eigentlich nie alleine waren, war die spanische Einöde mit ihren gespenstisch stillen und tiefschwarzen Nächten genau das Richtige. Tagelang haben wir hier keine Menschenseele getroffen und mit niemandem gesprochen.

Direkt vor unserer Haustür beginnt die freie Natur
Direkt vor unserer Haustür beginnt die freie Natur

Ohne die typischen Ablenkungen der Stadt folgten unsere Tage in Venta Micena einer einfachen Routine. Direkt nach dem Aufstehen musste der große Kamin in der Küche angezündet werden, der nicht nur das gesamte Haus beheizt, sondern auch als Herd und Ofen dient. Während das Feuer dann langsam das Wasser für den morgendlichen Kaffee erhitzt, wird Katze Grace mit Trockenfutter, frischem Wasser und einem sauberen Katzenklo versorgt und die 30 bis 40 streunenden Katzen, die schon vor der Garage warten, müssen Futter und Wasser nach Draußen gebracht bekommen.

Ein kleiner Teil unseres Katzenrudels
Ein kleiner Teil unseres Katzenrudels

Danach haben wir in der Regel an unseren Projekten gearbeitet, aber auch gelegentlich einige schöne Ausflüge im Süden Spaniens unternommen. Besonders gut gefallen hat uns Granada und die Alhambra. Fast schon spannend war auch das wöchentliche Einkaufen im ca. 30 Minuten entfernten Huéscar.

In Orce, dem nächstgelegenen Dorf, findet außerdem jeden Dienstag ein kleiner Wochenmarkt statt auf dem wir uns auch mit frischen Churros eingedeckt haben.

Grace und Sören beim "Arbeiten"
Grace und Sören beim „Arbeiten“

Fest zu unserem Alltag gehörte auch ein langer Spaziergang am Nachmittag. Auf dem Feldweg, der direkt an unserer Haustür vorbei führte, konnten wir stundenlang in Richtung der Sierra de María laufen. Außer einigen Hirten mit ihren Schafen und Ziegen haben wir selten jemanden gesehen. Ab März wurde die karge, sandige Natur dann immer grüner und lebendiger. Die blühenden Mandelbäume im Frühling sind ein echtes Highlight!

Frühling in Spanien
Frühling in Spanien

Zu unseren langfristigeren Pflichten als Housesitter gehörte die Kontrolle zweier Ferienhäuser in der Umgebung auf Schäden durch Regen, Schnee oder Einbruch und das Gießen einiger Pflanzen in der Garage. Außerdem haben wir alle paar Wochen eine Chlortablette in den kleinen Pool des Anwesens geworfen.

Nach der zweiten Fütterung der Katzen gegen Abend waren wir dann häufig noch eine Runde Laufen, um den Arbeitstag abzuschließen. Danach haben wir es uns vor dem kleinen Kamin im Wohnzimmer gemütlich gemacht.

Sören vor seinem abendlichen Lauf durch die Felder
Sören vor seinem abendlichen Lauf durch die Felder

Tips zum Housesitting

Um selbst Housesitter zu werden, musst du dich einfach bei einem der vielen Housesitting Portalen anmelden und ein Profil anlegen, was dich gut beschreibt. Wir sind Mitglied bei:

  • TrustedHousesitters: Hier gibt’s die meisten Angebote und die aktivsten Entwickler. Der vertrauliche Bereich, in dem Hausbesitzer alles wichtige über ihr Zuhause und ihre Tiere notieren können, ist praktisch. Eine Mitgliedschaft für ein Jahr kostet ungefähr 100 Euro.
  • MindMyHouse: Kleineres Angebot, aber dafür auch weniger Konkurrenz. Hier haben wir das Angebot in Venta Micena gefunden. Mit einem Beitrag von 20 Euro pro Jahr ist MindMyHouse das günstigste Portal auf dem Markt.
  • HouseCarers: Können wir absolut nicht empfehlen. Umständliche Anmeldung, schwierige Kommunikation mit den Hausbesitzern und fehlende Einstellungen. Die Mitgliedschaft kostet 50$ im Jahr.

Über die Housesitting Metasuchmaschine HousesitSearch kannst du auch nach Angeboten suchen, bevor du dich für ein Portal entscheidest.

Wenn du dich registriert hast, solltest du dir etwas Zeit nehmen, um ein gutes Profil anzulegen. Gute Fotos und eine Beschreibung deiner Erfahrung mit Tieren sind die Grundlage. Je besser du dich beschreibst, desto besser passt später dein Housesit zu dir.

Nach drei Monaten lassen wir Spanien hinter uns.
Nach drei Monaten lassen wir Spanien hinter uns.

Unser nächste Etappe ist eine kurze Städtereise nach Warschau. Auch wenn wir das ruhige und einsame Leben auf dem Land sehr genossen haben, freuen wir uns auf die Großstadt. Einer der größten Vorteile unseres Lebens als digitale Nomaden ist die ständige Abwechslung. Wir können regelmäßig neu entscheiden, wo und wie wir gerade leben wollen – ein echter Luxus!


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Lena

Lena

Lena (28) ist studierte Soziologin und hat zuletzt als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Mannheim gearbeitet. Seit September 2015 ist sie als digitale Nomadin auf Weltreise. Mehr erfährst du hier.