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Lemberg („Lviv“) ist der ideale Ort für digitale Nomaden, die die ausgetretenen Pfade in Chiang Mai, Bali oder Medellin für eine Weile verlassen wollen und die ost-europäische Lebensart kennenlernen wollen. Die kleine Stadt im Westen der Ukraine bietet neben einer Menge Kultur auch die perfekten Rahmenbedingungen für’s ortsunabhängige Arbeiten: schnelles Internet, mehrere Coworking-Spaces, gutes und günstiges Essen und Mietpreise, die es locker mit südostasiatischen Maßstäben aufnehmen können. Dazu kommen freundliche und weltoffene Einwohner und eine Innenstadt, die du komplett zu Fuß erkunden kannst. Obwohl bislang ein echter Geheimtip, könnte aus Lemberg schnell ein europäischer Hotspot für digitale Nomaden werden!
Allgemeines
An- und Abreise
Lemberg ist generell gut und zu niedrigen Preisen zu erreichen. Da es seit Neustem auch mehrere Direktflüge mit Billig-Airlines von Deutschland aus gibt, entfällt der bisher übliche Zwischenstop in Kiew.
Alternativ kann man Lemberg auch mit dem Zug besuchen. Wir haben die Anreise mit einem kleinen Städtetrip nach Warschau verbunden, um von dort mit dem Nachtzug nach Lemberg zu fahren. Bei dieser Option solltest du dich allerdings eher auf Abenteuer statt auf gemütlich Durchschlafen einstellen. 😉
Reisezeit
Wer nicht frieren mag, sollte seinen Besuch in Lemberg am Besten zwischen Mai und September legen. Wir hatten zwar auch im April schon einige herrliche Frühlingstage, aber eine warme Jacke braucht man zu dieser Jahreszeit trotzdem noch.
Unabhängig von den Temperaturen können wir einen Besuch während der Osterfeiertage sehr empfehlen. Während der Weihnachtszeit hingegen ist der Ansturm von Touristen aus Russland und dem Baltikum zu groß, was die Hotelpreise in die Höhe treibt.
Visa
Für EU-Bürger ist die Visa-Situation in der Ukraine absolut problemlos. Bei der Einreise gibt es 90 Tage kostenlos in den Reisepass gestempelt.
Schrift & Sprache
Unsere Sorge, dass wir uns in Lemberg nicht verständigen würden können, war rückblickend vollkommen unbegründet. Die meisten Ukrainer sprechen zumindest etwas Englisch, die Jüngeren meist sogar sehr gut. Und sogar Deutsch wird von der älteren Generation ab und zu verstanden.
Das kyrillische Alphabet war anfangs hingegen eine kleine Hürde. Mit unserer Adresse in lateinischen Buchstaben konnte unserer erster Taxifahrer beispielsweise überhaupt nichts anfangen. Und umgekehrt haben wir selbst die einfachsten Worte (Wifi, Sim-Card, Café, Pizza) nicht verstanden, weil wir die Buchstaben nicht lesen konnten. Sobald wir etwas Zeit in das Lernen des kyrillischen Alphabets gesteckt hatten, kamen wir schlagartig viel besser zurecht.
SIM-Karten
Nach etwas Recherche haben wir uns für den Mobilfunkanbieter Kyivstar entschieden. Die Preise für eine SIM-Card sind mit weniger als einem Euro spottbillig und auch das Datenvolumen ist verglichen mit Deutschland ein absoluter Traum. Die Abdeckung in Lemberg war sehr gut (mindestens 3G, häufig LTE).
Eine SIM-Card kannst du unkompliziert in einem Kyivstar-Laden kaufen und dann mit Bargeld an einem der vielen Automaten aufladen, die in der ganzen Stadt verteilt sind.
Unterkunft
Wir haben im Vorfeld über Airbnb eine ungewöhnlich künstlerische und gut ausgestattete Wohnung gefunden, die nur ein paar Gehminuten außerhalb des Zentrums liegt. Der Monatspreis von 350 Euro inklusive aller Nebenkosten kann locker mit Südostasien mithalten!
Generell ist Airbnb in Lemberg eine komfortable Alternative zu Hotels oder zur Wohnungssuche über den klassischen Immobilienmarkt. Die Preise sind generell niedrig und häufig gibt es große Monatsrabatte. Vor allem Wohnungen, die noch nicht komplett nach westlichem Standard renoviert wurden, sind günstig zu haben.
Arbeiten
Lemberg wird nicht umsonst als das Silicon Valley der Ukraine bezeichnet. Das WLAN in Cafés und Restaurants ist durchweg gut und auch das Internet in unserer Wohnung war schnell genug. Es gibt auch mehrere Coworking-Spaces, die wir aber nicht getestet haben.
Mobilität
Um Bus und Bahn musst du dir in Lemberg schlichtweg keine Gedanken machen. Auch wenn es ein gut ausgebautes, günstiges öffentliches Verkehrssystem gibt, gibt es kaum Gründe, es auch zu benutzen.
Lembergs komplette Innenstadt kannst du bequem zu Fuß erkunden. Die Wege sind so kurz, dass wir selbst von unserer Wohnung, die etwas außerhalb des Zentrums lag, in maximal 15 Minuten am Marktplatz waren.
Für weitere Strecken, wie beispielsweise zum Einkaufszentrum, gibt es Uber. Von normalen Taxis raten wir ab, da diese in Lemberg nicht einmal Taxameter zu haben scheinen.
Essen & Trinken
Wir wurden von der kulinarischen Vielfalt Lembergs sehr positiv überrascht. Die Restaurantszene der kleinen Stadt ist erstaunlich modern und abwechslungsreich – von McDonalds über Sushi und Pizza bis zur usbekischen Küche findest du hier alles. Dabei bleibt man zu zweit normalerweise unter 10 Euro für Essen und Getränke.
Unsere Lieblingsrestaurants in Lemberg
Einkaufen
Vergleichsweise gibt es in Lemberg eher wenige internationale Marken. In der Altstadt finden sich hauptsächlich kleinere, (uns) unbekannte Läden. Im Süden der Stadt gibt es aber immerhin das King Cross Leopolis – eine große, moderne Mall mit Kino, Bowling und einer Eislaufbahn.
Lebensmittel
Große Discounter wie Lidl oder Aldi sucht man in Lemberg vergeblich. Stattdessen haben sich hier eine ganze Reihe von Tante Emma Läden halten können, in denen es die Grundversorgung an Lebensmitteln gibt. Die Preise sind nicht allzu hoch, aber das Angebot ist sehr begrenzt und die Regale sind häufig leer.
Unsere normalen Einkäufe haben wir daher im Вопак-Supermarkt erledigt, der etwas außerhalb der Stadt liegt, aber dafür ein größeres Sortiment hat. Hier haben wir eigentlich alles gefunden, was wir zum gelegentlichen Kochen gebraucht haben, auch wenn es große kulturelle Unterschiede bei Käse, Joghurt und Fleisch gibt. Auf diese Produkte haben wir deshalb weitgehend verzichtet.
Importierte Produkte findet man beispielsweise im Untergeschoss der Роксолана-Mall oder im Рукавичка-Supermarkt in der Innenstadt. Die Preisunterschiede zu lokalen Produkten sind enorm.
Aktivitäten
Uns wurde während unserer vier Wochen in Lemberg nicht langweilig. Die Stadt ist zwar relativ klein, bietet aber trotzdem einiges zu sehen. Zu den schönsten Attraktionen zählen das historische Stadtzentrum um den Rynok-Platz, der Blick vom Rathausturm über die Dächer der Stadt, eine Vorführung im Opern- und Ballethaus sowie ein Spaziergang durch den großen Stryisky Park.
Für Abwechslung sorgen auch die zahlreichen kulturellen Veranstaltungen auf dem Marktplatz oder entlang der Freiheitspromenade. Zu den jährlichen Events zählen beispielsweise ein großer Ostermarkt, ein internationales Open-Air Jazzfestival, die Feierlichkeiten zur ukrainischen Unabhängigkeit und das Fest des Heiligen Nikolaus.
Die schönsten Aktivitäten in Lemberg
Sicherheit
Obwohl es in der Ukraine seit einiger Zeit Spannungen mit Russland gibt, ist Lemberg ein absolut sicheres Reiseziel. Der Krieg an der Krim und im Osten des Landes ist weit weg und außer gelegentlichen Kundgebungen haben wir davon nichts gespürt.
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Warst du schon in Lemberg? Wenn ja, was waren deine Highlights? Lass uns einen Kommentar da!