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Nach unserem kurzen Städtetrip nach Warschau, reisen wir nun weiter zu unserem eigentlichen Ziel: Lemberg (auch Lwiw genannt) in der Ukraine.
Wieso du garantiert nicht ausgeschlafen in Lemberg ankommen wirst und wieso wir den Nachtzug trotzdem auf jeden Fall empfehlen können, erfährst du hier.
Allgemeine Informationen
Der Nachtzug fährt jeden Abend um 18:55 Uhr vom Zentralbahnhof in Warschau ab und kommt um 7:15 Uhr am nächsten Morgen am Lemberger Hauptbahnhof an.
Da es kaum direkte Flüge nach Lemberg gibt, ist der Nachtzug ab Warschau eine interessante Alternative. Die meisten Billigairlines fliegen Warschau günstig und häufig aus ganz Europa aus an. Außerdem können wir eine kleine Städtereise nach Warschau wärmstens empfehlen – unsere fünf Tage in Polens Hauptstadt haben uns absolut begeistert.
Tickets buchen
Leider gibt es noch keine Möglichkeit, die Tickets für den Nachtzug online zu buchen. Am einfachsten ist es also, persönlich zum Schalter des Warschauer Bahnhofs zu gehen. Uns war diese Option aber zu riskant, da wir erst einige Tage vor der geplanten Fahrt in Warschau ankamen und Sorge hatten, keine freie Kabine mehr zu bekommen.
Stattdessen haben wir über die Reiseagentur Polrail gebucht. Per Post gingen die Tickets dann an eine Postfiliale (rund um die Uhr geöffnet!), wo wir sie durch Vorlage unserer Reisepässe abholen konnten. Verglichen mit dem Direktkauf ist die Agentur natürlich etwas teurer – wir haben ca. 160 Euro für eine 2er-Kabine bezahlt.
Vor der Fahrt
Im Nachtzug gibt es weder ein Bordbistro noch Verkäufer, die mit Snacks durch die Abteile laufen. Wir haben uns deshalb im Bahnhofssupermarkt noch ein paar Kleinigkeiten für den Abend und für’s Frühstück gekauft. Selbst wenn du kein Essen brauchst, solltest du unbedingt an ausreichend Trinkwasser denken.
Sinnvoll is es auch, die wichtigsten Dinge für die Fahrt so zu verstauen, dass du nicht lange danach suchen musst. Die engen Kabinen machen es fast unmöglich, den Koffer richtig zu durchwühlen.
Die Kabine
„Klein, aber fein“ trifft es eigentlich ganz gut. Die Kabinen des Nachtzug von Warschau nach Lemberg sind zwar ziemlich eng, aber dafür funktional ausgestattet und sauber.
Zwei schmale Betten nehmen die gesamte linke Seite ein, auf dem unteren davon kann man auch noch gut sitzen bis es Zeit zum Schlafen ist. Rechts gibt es einen kleinen Tisch, unter dem sich ein Waschbecken versteckt. Bettwäsche, Handtücher und Seife liegen bereit und es gibt sogar einen kleinen Muffin für jeden Reisenden. Typische Zug-Toiletten (aber sehr sauber) gibt es im Gang.
Umspurung des Zuges
Nach einer eh schon ziemlich ruckeligen und ungemütlichen Fahrt werden wir um zwei Uhr nachts von einem lautem Knall und einem heftigen Ruck geweckt. Kurz vor der Grenze müssen die Räder unseres Zuges an das abweichende Schienennetz der Ukrainer angepasst werden.
Diese Umspurung macht so viel Lärm, dass vermutlich nur wenige Passagiere darüber hinweg schlafen können. Tatsächlich hängen aus den meisten Fenstern die Köpfe älterer Männer, die das Eisenbahnspektakel verfolgen. Auch wir sind fasziniert von der Technik, die es unserem Zug ermöglicht, einfach auf anderen Schienen weiterzufahren.
Nach einer guten Stunde geht es schließlich auf neuen Schienen weiter in Richtung Osten.
Grenzkontrollen
Kurz nach der Umspurung beginnen dann auch schon die polnischen Grenzkontrollen, da wir die EU ja bald verlassen. Gleich zwei Mal hintereinander kontrollieren verschiedene Beamte jedes Abteil.
Gegen vier Uhr klopft schließlich eine ukrainische Grenzbeamtin gegen unsere Kabinentür. Sie will unsere Reisepässe einsammeln, um die Visa einstempeln zu lassen. Als sie nach einer knappen halben Stunde mit den fertigen Pässen wieder kommt, sind wir viel zu wach, um noch einmal richtig einschlafen zu können.
Ankunft in Lemberg
Pünktlich wie die Eisenbahn kommen wir um 7:15 Uhr bei echtem Schmuddelwetter in Lemberg an. Auf den ersten Blick präsentiert sich die Stadt nicht gerade von ihrer besten Seite. Überall steht Militär, es ist kalt und nass und wir werden von mehreren Männern verfolgt, die uns irgendetwas aufschwatzen wollen. Auch richtige Taxis scheint es hier nicht zu geben. Stattdessen warten alte Schrottkarren auf Fahrgäste – ohne Anschnallgurte oder Taxameter. Wir fühlen uns 20 Jahre in die Vergangenheit versetzt.
Aber der erste Eindruck kann eben auch täuschen. Ohne ein Wort Englisch zu sprechen liefert uns der Fahrer direkt vor unserem Hotel ab (das Lviv Central Jam Hotel können wir nur empfehlen!) und hilft uns sogar noch, den Eingang zu finden. Auch der Preis, über den wir nie gesprochen haben, ist vollkommen okay. 80 UAH (~2,60 Euro) für 15 Minuten Fahrtzeit.
Fazit
Eigentlichen hatten wir gedacht, etwas ausgeschlafener in Lemberg anzukommen. Dank der Umspurung und den Grenzkontrollen haben wir allerdings kaum ein Auge zu bekommen und sind nach dem Check-in erstmal in’s Hotelbett gefallen.
Trotzdem war das Ganze eine tolle Erfahrung und ein kleines Abenteuer. Durch die langsamere Art des Reisens kamen wir viel bewusster in der neuen Umgebung an und sind nicht einfach aus dem Flugzeug in ein neues Land gestolpert. Ohne den Nachtzug hätten wir auch nie die Gelegenheit gehabt, die vielen kleinen Ortschaften vor Lemberg zu sehen, in denen zu den meisten Häusern noch ein richtiger Acker für den Gemüseanbau dazu gehört.
Wir können den Nachtzug von Warschau nach Lemberg also auf jeden Fall empfehlen, nur auf Schlaf sollte man sich nicht einstellen! 😉
Vielleicht interessiert dich auch unser Beitrag zu unserer Städtereise nach Warschau oder unser Guide für digitale Nomaden in Lemberg.