Refotografie auf Bali

Refotografie auf Bali

Fotografieren gehört heute für die meisten von uns fest zum Reisen dazu. Wir halten Erinnerungen fest, teilen unsere Eindrücke der fremden Welt mit Freunden und Familie oder lassen einfach unserer Kreativität freien Lauf. Spätestens seit Bali ist auch die sogenannte Refotografie zu einem meiner Hobbies für unterwegs geworden.

Bei der Refotografie stellt man ein historisches Foto möglichst genau nach, indem man aus der exakt gleichen Perspektive fotografiert wie der Fotograf damals. Anschließend legt man beide Bilder pixel-genau übereinander, um die Veränderung über die Zeit hinweg sichtbar zu machen. Das Portal www.re.photos* unterstützt den Nutzer dann bei den technischen Schritten und veröffentlicht die entstandenen Bildpaare.

Hier findest du unsere schönsten Refotografien aus Bali und einige Tipps und Tricks, um die Technik selbst auszuprobieren.

Warum Refotografie?

Hauptsächlich, weil es Spaß macht. Mich reizt die Herausforderung, ein Motiv eins zu eins nachzustellen und dabei genau die richtige Perspektive zu finden. Schon wenn du einige Schritte weiter rechts stehst, als der Fotograf vor 100 Jahren, sind die Unterschiede zwischen den beiden Bildern zu erkennen. Umso belohnender ist es, wenn sich zwei Fotos dann tatsächlich nahtlos übereinander legen.

Außerdem ist die Refotografie ein wunderbarer Weg, mehr über die Vergangenheit eines Ortes zu lernen. Bali beispielsweise ist eine ehemalige Kolonie der Niederländer, weshalb man auf vielen alten Fotos große, weiße Männer mit nackten balinesischen Frauen posieren sieht.

Historische Aufnahme der Goa Gajah Höhle auf Bali (Quelle: Universität Leiden, Niederlande)
Historische Aufnahme der Goa Gajah Höhle auf Bali (Quelle: Universität Leiden)

Und schließlich fotografiere ich generell einfach gerne und sehe die Refotografie als eine gute Möglichkeit, etwas Neues zu lernen (siehe auch: Stockfotografie). Da die Motive bereits vorgegeben sind und weniger Bedarf an eigener Kreativität besteht, kann ich mich mehr auf das eigentliche Fotografieren konzentrieren.

Wie erstellt man eine Refotografie?

Historische Aufnahmen finden

Der erste Schritt einer Refotografie ist das Finden von historischen Fotos. Die Google Bildersuche ist eine gute erste Anlaufstelle. Stichworte wie „Bali historical photography“, „Bali now and then“ oder „Bali old images“ liefern schon einige interessante Fotos. Konkretere Anfragen wie „Goa Gajah 1920“ sind oft noch besser. Auch Wikimedia Commons oder die Sammlungen großer Museen, Archive und Universitäten sind hilfreich.

Ausschnitt der Wikimedia Commons Seite der Goa Gajah Höhle
Ausschnitt der Wikimedia Commons Seite der Goa Gajah Höhle

Auf Bali stammen die meisten Fotografien des frühen 20. Jahrhunderts von den Holländern. Deshalb lohnt es sich, auch in niederländischen Archiven, wie beispielsweise dem Tropenmuseum, zu suchen.

Wichtig ist, dass die Lizenz der Bilder die Weitergabe und Veränderung erlaubt. Bilder auf Wikimedia Commons dürfen eigentlich immer verwendet werden, aber bei Bildern aus Foren oder von Blogs ist die rechtliche Situation oft weniger eindeutig. Die Rückwärtssuche von Google oder TinEye hilft dir, Autor und Lizenz herauszufinden.

Motive prüfen

Um mir unnötige Wege zu sparen, prüfe ich vorab mit Streetview oder der Google Suche, ob das Motiv heute überhaupt noch existiert und frei zugänglich ist. Manchmal sehe ich so direkt, dass Gebäude abgerissen wurden oder aus der gleichen Perspektive einfach nicht mehr zu fotografieren sind. Wenn meine Szene noch zugänglich ist, schaue ich auch direkt nach Öffnungszeiten und eventuellen Eintrittsgeldern.

Eine Google-Suche nach "Goa Gajah" zeigt, dass die Höhle als Motiv für eine Refotografie geeignet sein sollte.
Eine Google-Suche nach „Goa Gajah“ zeigt, dass die Höhle als Motiv für eine Refotografie geeignet sein sollte.

Perspektive finden

Wenn du eine geeignete historische Aufnahme gefunden hast, speicherst du diese am Besten auf deinem Handy oder druckst sie auf Papier aus. Ohne eine Vorlage ist es fast unmöglich, die genaue Perspektive nachzustellen.

Jetzt geht es an’s Eingemachte. Such dir einen markanten Punkt auf der historischen Aufnahme und versuche diesen vor Ort wieder zu finden. Gute Punkte sind beispielsweise Türrahmen oder Dächer, da sie andere Flächen überlagern. Eine flache Zeichnung auf einer Wand sieht aus den meisten Blickwinkeln ähnlich aus, aber ein Dach verdeckt bestimmte Elemente, wenn man aus einer ganz bestimmten Position fotografiert.

Barong-Tanz vor dem Pura Gunung Kawi (Tropenmuseum, 1910-1925)
Markante Bildpunkte am Pura Gunung Kawi, mit denen man die richtige Perspektive findet (Quelle: Tropenmuseum)

Am Pura Gunung Kawi beispielsweise konnten wir uns daran orientieren, wie die fünf Statuen von der Felswand bedeckt werden. Die Statue ganz links ist kaum zu sehen, während die mittlere Statue schon fast vollständig im Bild ist. Außerdem bildet die hervorstehende linke Kante der Steintreppe eine Linie mit der untersten Kante der zweiten Statue.

Sören beim Ausrichten einer Refotografie am Pura Gunung Kawi auf Bali
Sören beim Planen einer Refotografie am Pura Gunung Kawi

Wenn du einige dieser Bildpunkte identifiziert hast, suchst du dir deine ungefähre Position und machst ein erstes Probefoto. Beim Vergleich dieses Fotos mit der historischen Aufnahme fallen dir wahrscheinlich noch einige weitere Punkte auf, an denen du das Bild ausrichten kannst. Dann bewegst du einfach die Kamera weiter in die entsprechende Richtung und machst ein neues Probefoto. Schritt für Schritt kannst du so die Perspektive perfektionieren.

Ausrichten

Wenn du mit deinem Foto zufrieden bist, kannst du beide Aufnahmen auf re.photos* hochladen. Das Portal unterstützt dich beim Ausrichten und legt beide Bilder so gut wie möglich übereinander. Du musst lediglich einige farbige Marker auf korrespondierende Punkte setzen.

Ausrichten einer Refotografie des Pura Gunung Kawi auf www.re.photos
Ausrichten einer Refotografie des Pura Gunung Kawi auf re.photos*

Ergebnisse

Die meisten unserer Ausflüge auf Bali haben wir mit dem Erstellen einer Refotografie kombiniert. Dabei herausgekommen sind unter anderem die folgenden Aufnahmen. Mit dem interaktiven Slider kannst du die Ansicht zwischen altem und neuem Bild verschieben!

 

 


Wenn du mehr über unsere Zeit auf Bali erfahren möchtest, findest du hier meine Beiträge zur Suche einer eigenen Villa in den Reisfeldern, zu unseren monatlichen Ausgaben in Ubud, zu den besten Cafés in Ubud für digitale Nomaden und zu den schönsten Ausflügen auf Bali.

*Disclaimer: Das Portal re.photos entstand im Rahmen von Sörens Bachelor-Arbeit an der Uni Osnabrück und wird heute gegen Bezahlung von uns administriert und weiterentwickelt.

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Lena

Lena

Lena (28) ist studierte Soziologin und hat zuletzt als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Mannheim gearbeitet. Seit September 2015 ist sie als digitale Nomadin auf Weltreise. Mehr erfährst du hier.